Projekttag in der 6. Klasse
- Maike Denk
- 9. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 13 Stunden
Lernen zu Lernen und die Welt zu verstehen
Einmal in der Woche ist in der 6. Klasse in diesem Schuljahr Projekttag. Nicht einen Mittwoch, sondern JEDEN Mittwoch. Vier Stunden lang. In zwei Gruppen arbeiten die Schüler:innen der 6. Klasse mit David Jünger und Maike Denk an selbstgewählten Projekten und an einem Klassenprojekt, das die Kinder fast durch das ganze Schuljahr mit unterschiedlichen Aufgaben und Herausforderungen aus dem Werkbereich begleiten wird. Zu Beginn des Schuljahres arbeiteten zunächst die Jungen der Klasse unter Anleitung von David Jünger am Insektenhotel im Schulgarten. Die Arbeiten umfassten das Ausheben und Gießen des Fundaments sowie die Bearbeitung und Montage der Balken für die Rahmenkonstruktion. Jeder Schüler übernahm dabei eine spezifische Aufgabe, die zum Gesamtergebnis beitrug. Im Winter wird das Projekt fortgesetzt, wobei das Innenleben des Insektenhotels gestaltet und das Dach des Insektenhotels vorbereitet wird. In dieser Phase arbeiten die Mädchen an diesem Teil des Projekts, da die Gruppen regelmäßig rotieren.
Die Schülerinnen widmeten sich in der ersten Phase des Projekttages eigenen, frei gewählten Themen. Diese Projekte sollten von persönlichem Interesse sein und eigenständig bearbeitet werden. Gearbeitet wird ausschließlich in der Schule. Einige Schülerinnen begannen beispielsweise, ein Buch zu schreiben, andere setzten sich künstlerisch auseinander, oder sie experimentierten mit praktischen Fertigkeiten wie dem Backen von Torten, dem Bau von Rahmen, einem Frisiertisch oder Organizern.
Wichtig ist den Lehrkräften immer ein gemeinsamer Beginn des Projekttages als ganze Klasse gemeinsam, bei dem mit einem gemeinsamen Spruch und regelmäßigen Feedbackrunden die Arbeit während des Projekttages gemeinsam eingeläutet wird.
In der zweiten Phase wurden die Gruppen verändert, indem auf die Gruppeneinteilung aus den Fachunterrichten zurückgegriffen wurde. In einem kürzeren Rotationszyklus arbeiteten die Schüler:innen einerseits an einem klassischen Werkstück der 6. Klasse und andererseits in einer kürzeren freien Projektphase an freien Projekten. Auch hier fanden sich wieder Projekte wie künstlerische Tätigkeiten, wie das Erproben im Comiczeichnen oder die Gestaltung eines Mandalabuches, der Bau eines Regals, das Backen von Torten und Plätzchen, Stricken eines Schals, aber auch erste aufwendiger Projektideen, wie Recherchen zum 2. Weltkrieg. Ebenso wurde die Arbeit am Insektenhotel in theoretischer Hinsicht wachgehalten. Bei einem Ausflug in die Ausstellung „Die faszinierende Welt der Insekten“ im Senckenberg-Museum in Frankfurt mit einer integrierten Gruppenarbeit und anschließenden Referaten im Unterricht zu einzelnen Insekten, die Herberge im Insektenhotel finden könnten, wurde die inhaltliche Grundlage für die weitere Arbeit am Insektenhotel gelegt.
Erste Planungs- und Dokumentationsaufgaben gehören angepasst auf das Niveau eines 6. Klässlers ebenso zur Projektarbeit. Neben der praktischen Projektarbeit müssen die Schüler:innen regelmäßig ihre Projektvorhaben mit Blick auf Planung und Umsetzung dokumentieren und reflektieren, was gut und was schlecht gelaufen ist bzw. was ihre Lernerfahrungen und Erkenntnisse für die nächsten Projekte sind.
Im Rahmen eines ersten Rückblicks reflektierten einige Schülerinnen über ihre bisherigen Lernerfahrungen in der Arbeit an freien Projekten. Sie äußerten dabei beispielsweise: „Ich habe gelernt, mich in Geduld zu üben.“, „Mit Rückschlägen umzugehen und zu akzeptieren, dass nicht immer alles auf Anhieb gelingt.“ oder „Ich weiß jetzt, was ich beim nächsten Mal anders machen würde.“

Ein zentraler Aspekt des Projekttages ist, dass sich die Schüler:innen auf den Prozess einlassen. Dies zeigt sich unter anderem am Beispiel des Tortenbackens: Der anfängliche Gedanke „Ach, wir backen mal eine Torte.“ entwickelte sich zu einem komplexen Vorhaben mit zahlreichen Herausforderungen. Dazu gehörten die Frage, wie der Teig gelingen soll, die Organisation des Backens innerhalb der vorgegebenen Zeit für drei Tortenböden, die Verfügbarkeit geeigneter Räumlichkeiten und Geräte sowie die zeitaufwändige Gestaltung und Verzierung der Torte. Schließlich führte die gemeinsame Anstrengung, bei der auch andere Klassenkameradinnen halfen, dazu, dass eine dreistöckige Torte rechtzeitig fertiggestellt wurde. Der Erfolg wurde in der Klasse gefeiert und sorgte für große Freude.

Der wöchentliche Projekttag verfolgt das Ziel, Raum für gemeinschaftliche Kreativität, sinnstiftendes Lernen und die Auseinandersetzung mit Themen zu schaffen, die die Schüler:innen bewegen. Dabei können die Kinder ihre Leidenschaften und Talente entdecken und erleben, wie bereichernd es ist, gemeinsam etwas zu schaffen. Sie lernen, effektiv zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen, individuelle Stärken einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Dadurch vertiefen sie ihr Verständnis für reale Herausforderungen und entwickeln wichtige soziale Kompetenzen.
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